Ewiges Leben

Porträts & Exposés

Ewiges Leben
Was arbeiten und warum?

Ich anerkenne mit tiefem Respekt, was die Religionen anbieten. Dennoch fällt für mich die Seele mit dem Leib ins Grab. Unser Bewusstsein verwest mit dem Körper und erlischt in den Flammen, wenn er verbrannt wird. Aus diesem Unglauben entsteht mein Appell: Gestatten wir unserem Andenken nicht, eine Mördergrube zu werden, in der alles verfällt, was wir je erdacht, erspürt und erkannt haben! Es kann etwas von uns bleiben. Im Gedächtnis derer, die uns gekannt haben, leben wir nur so lange fort, wie sie die Erinnerung an uns bewahren und in ihren Erzählungen von uns weitergeben oder die Speicherorte pflegen, die wir angelegt haben. So liegt es an uns selbst, uns Ewigkeit zu verschaffen. Durch unser Werk können wir weiter leben.


Ich habe den Punkt erreicht zu sagen: genug ist genug. Nicht genug gelebt, aber genug erlebt, genug mitgemacht. Im Augenblick dieser Erkenntnis habe ich beschlossen, den Kosmos meiner Existenz in zwanzig Bücher zu packen. Sollte ich ab heute aus dem Haus gehen, so nur, um für meine Bücher etwas zu hören, zu sehen, zu riechen, zu schmecken oder zu spüren. In meinen Büchern ist nicht bloß mein Leben enthalten, sondern auch das meiner Zeit an den Orten, die ich betreten habe. Die Bücher sind mein geistiger Fußabdruck. Die Menschen, denen ich Sohn, Bruder, Mann, Vater, Freund, Gegner, Mitstreiter, Förderer oder Verhinderer war, sie alle wandern in meine Bücher und bevölkern sie. Ob es ihnen so passt oder nicht. Manche werde ich nicht bei ihrem Namen nennen. Doch finden sie sich bis zur Kenntlichkeit entstellt wieder, in den schlimmsten Fällen. In den besten lasse ich das, was von mir für sie geschrieben worden ist, mit ihrem Namen zeichnen. Manches habe ich schon vor langem ausgedacht und begonnen, anderes ist ganz neu und jetzt gerade hochaktuell, zu einigem existiert nicht viel mehr als ein Titel.