Historische Romane
Die Vorlesung trägt zum Verständnis der Rolle der Literatur für die Geschichte bei, wobei GESCHICHTE als das kollektive kulturelle Gedächtnis einer Gesellschaft definiert ist. Es werden die Möglichkeiten erörtert, wie der ROMAN Geschichte vermittelt, nämlich als NACHAHMUNG, als RECHTFERTIGUNG und als KRITIK.
Im Sommersemester 2023 wurde diese Vorlesung unter dem Titel "Der historische Roman in der deutschsprachigen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts" am Institut für Germanistik der Universität Wien zum ersten Mal gehalten. Auf Nietzsches Schrift Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben und das Konzept des kulturellen Gedächtnisses wird in den Besprechungen historischer Romane als Axiom Bezug genommen. Verbindungen und Vergleiche zu nicht-deutschsprachiger Literatur werden ebenso hergestellt wie zu anderen künstlerischen Vermittlungsformen des kollektiven kulturellen Gedächtnisses in älteren oder entfernteren Kulturen. Ein wesentliches übergeordnetes Lernziel besteht darin, Lehrenden und Kulturvermittlern ein kritisches Werkzeug dafür in die Hand zu geben, um Geschichtsmythen, Große Erzählungen und historische Verschwörungstheorien zu enttarnen. Ein solcher kritischer Blick kann dazu beitragen, sowohl die eigene kulturelle Identität in ihrer Konstruiertheit besser zu verstehen als auch Barrieren für den Blick auf das Andere zu überwinden.