Mondnacht
Dunkelheit. Grillenzirpende Unruhe. Man sieht den Mond. Die Bora spielt mit den Zypressen. Musik: griechisches folkloristisches Saitenspiel.
Matthews Schreibtisch. Manuskripte liegen durcheinander. Doch ist auch ein Notebook aufgeklappt. Matthew schreibt mit einer altmodischen Füllfeder. Die Tinte tiefschwarz. Man sieht seine knochige, faltige linke Schreibhand, wie sie die Worte „gleich“, „von gleich zu gleich“ auf das Papier kratzt. Man sieht das Gesicht des Schreibenden. Man merkt, er fasst gerade einen wichtigen Gedanken. Er blickt versonnen in die Ferne. Er wirkt so: Kein gewöhnlicher Mensch. Nur er begreift, was er schreibt. Sein Handwerk.
Von hinten nähert sich im fahlen Mondlicht die Gestalt Evangelos. Wie eine graue Katze schleicht sie sich heran. Knapp vor dem Alten hält sie an. Es entsteht der Eindruck, dieser habe den Jungen nicht bemerkt. Evangelos legt sanft den Arm auf die linke Schulter des Alten. Sie schmiegt sich an. Noch immer rührt der sich nicht. Starr, unberührt hängt sein Blick an einem unsichtbaren Ort, zum Ort der Sehnsucht, irgendwo. Evangelos blickt Matthew neugierig erregt über die Schulter. Auch er scheint etwas zu fixieren, das nicht im Bild ist. Eine Intuition? Ein Augenblick. Scheu, ehrfürchtig erscheint das Gesicht des Jünglings, dann auch wieder – lüstern.
Nun wenden sie einander ihr Gesicht zu. In genau diesem Augenblick schauen sie in glänzende Augen. Langsam. Die Musik bringt Sehnsuchtsakkorde.
Plötzlich, ein Ruck. Matthew springt auf. Packt den Jungen. Reißt ihn in die Luft. Sie beide fallen. Stürzen zu Boden, sich umschlingend. Ein Kämpfen, ein Ringen setzt ein. Keuchen. Man hat den Eindruck, der Alte sucht sich zu befreien. Der Junge wirkt kräftiger. Er gewinnt die Oberhand. Die Musik sehr dramatisch. Dann aber entringt sich aus Matthew ein tiefer, tierischer Laut, er wälzt sich auf den Jungen. Dieser gibt nach. Ein rhythmisches Hämmern ist zu hören, ein Auf- und Ab-Bewegen der Körper, die in ihren mondbeschienen Umrissen nicht mehr getrennt sichtbar sind.